Boost your om – Yoga und Bloggen

Erstmal warten, bis die Glücksmamas weg sind. Denn die komischen Gestelle mit Rädern vor der Eingangstür sind keine Rollatoren, wie wir erst vermuten, sondern Kinderwagen-Fahrgestelle von der Mutter-Kind-Sportgruppe.

Nachdem die Gruppe den Kursraum verlassen hat, kann Milena Klingel ihre Yogamatte fürs Foto ausrollen. Gleich hinter den großen Fenstern des Erdgeschoss-Studios liegt der Amalienpark.

Wir sind mitten in Pankow, und damit ein ganzes Stück weg von den zahlreichen hippen Mitte-Yogastudios.

Yoga im Kiez

Milena wohnt im Prenzlauer Berg und hatte die Wahl, den örtlichen Schwerpunkt ihrer Kurse eher in Mitte oder im beschaulicheren Pankow zu setzen. Entschieden hat sie sich schließlich für den Norden.

Weils familiärer ist, etwas unangestrengter.

Und es auch aus unternehmerischer Sicht gut ist, nicht zu viel Zeit mit Wegen von A nach B zu verlieren. Denn die Wegzeit müsste bei der Preiskalkulation logischerweise mit einberechnet werden – was in einer Branche mit großer Konkurrenz nicht immer möglich ist.

Im Bewegungsstudio Amalie ist die Atmosphäre denn auch eher familiär als über-hip. Die Inhaberin erzählt aus der Gründungsphase vor 8 Jahren, wie sie ohne große Werbung und Marketingstrategien einfach mal loslegte. Und es deshalb entsprechend langsam anlief, es jetzt aber ein Stammpublikum gibt, dass das Sportstudio im Kiez schätzt.

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Später im Café Eden schräg gegenüber hat Milena wieder vom Yoga-Dress zu Jeans und Boots gewechselt. Es gibt Soja-Cappucchino und Käsekuchen.

Aktuell arbeitet Milena noch angestellt als Ergotherapeutin, in der therapeutischen Arbeit mit Wildpferden – „eigentlich ein toller Job, aber ich merke, dass ich mein eigenes Ding machen will und den Fokus noch stärker auf Yoga legen.  Yoga hat für mich mehr Leichtigkeit. Und Bloggen. Denn Online-Marketing ist einfach cool. Und man kann von überall aus arbeiten.“

Yoga hat Milena schon als kleines Kind von ihrer Mutter gelernt. Danach allerdings für viele Jahre nichts mehr gemacht, bis sie vor acht Jahren wieder anfing. Seit zwei Jahren ist sie ausgebildetet Yogalehrerin.

Yoga unterrichtet sie seitdem immer nebenberuflich als selbstständige Yogalehrerin, gibt Kurse in Studios und bietet Betriebsyoga für Angestellte im sozialen Bereich an. Von Anfang an mit relativ großer Nachfrage – „Einige Anfragen konnte ich gar nicht wahrnehmen, wegen meiner Anstellung als Ergotherapeutin, da war die Zeit einfach sehr begrenzt.“

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Die Selbstständigkeit langsam nebenberuflich aufzubauen war zunächst auch tatsächlich Milenas Plan, klappte aber auf Dauer nicht: „Ich habe gemerkt, dass mein Job mit den Wildpferden und den Klienten einfach zu aufreibend dafür ist. Wenn ich da abends nach Hause komme, gerade im Winter, bin ich erstmal durch und schaffe nicht mehr viel anderes.“

Darum jetzt: Der Sprung ins kalte Wasser und die Festanstellung aufgeben. Immer noch mit vielen Fragezeichen, aber ganz gut aufgestellt. Geholfen hat unter anderem ein einjähriges Coaching über die Berliner Gründerinnenzentrale, eine Anlaufstelle für Infos und Beratung  für Frauen, die sich selbstständig machen wollen.

„Ich dachte lange, wenn ich mich selbstständig mache. müsste ich was total revolutionär neues machen, was es noch überhaupt nicht gibt. Mittlerweile glaube ich aber, dass es vollkommen ausreicht, in seinem Bereich eine Nische zu finden und sein Ding mit einer persönlichen Note zu machen.“

Ohne Netz und doppelten Boden

Das Yoga Projekt wird nun also die erste Vollzeit-Selbstständigkeit. Ganz ohne Backup und Sicherheitsnetz, wie es bisher immer eines gab, sei es die Festanstellung oder das BAFÖG während einer Schauspielausbildung und selbstständiger Arbeit nebenbei.

Trotzdem hat sie auch jetzt ein Konzept mit zwei Standbeinen entwickelt: Neben der Arbeit als Yogalehrerin startet Milena ihren eigenen Blog Boost your om.

Auch das braucht natürlich erstmal etwas Anlaufzeit: „Die ganzen technischen Sachen sind auch neu für mich, und ich habe mir für einige Dinge Hilfe geholt, etwa für das Design von Logo und Banner. Auch wenn ich am Anfang dachte ich mache alles alleine – da hab ich aber schnell gemerkt, dass das Quatsch ist.“

Angetestet hat sie das Bloggen über ihren Instagram-Account – einfach um zu testen, ob es klappt, regelmäßig Content, in diesem Fall Fotos mit kurzen Texten, zu produzieren. Tat es.

„Ein Jahr lang habe ich jeden Tag ein Foto gepostet, und gemerkt, dass das Feedback sehr gut ist und ich dadurch einfach immer präsent bin  bei den Leuten.“

Immer wieder stellten Follower Fragen zum Thema Yoga, gesunde Ernährung, gesunder Lifestyle. Daran wird sich auch der Blog orientieren – zunächst thematisch breit gestreut, um auszutesten, was funktioniert für die Leser.  Auch zwei Gastblogerinnen mit jeweils eigenen Themenschwerpunkten hat sie bereits gefunden.

Yogablogs gibt es schon viele – gerade in Berlin leben einige der erfolgreichsten Blogger. Anfänglichge Zweifel, ob es noch einen weiteren braucht, hat Milena überwunden: „Ich lasse meine eigene Persönlichkeit mit einfließen und mache es damit zu einer Marke.“

Ein erster Schritt ist der Fokus auf eine bestimmte Zielgruppe: „Ich glaube ich will nur für Frauen schreiben. Einmal kann ich dann mein Publikum gezielter ansprechen, und gefühlt auch intimer und persönlicher schreiben.“

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Netzwerken und in Bewegung bleiben

Kontakte zu Yogastudios Studios und Möglichkeiten, Kurse zu unterrichten haben sich hauptsächlich über ein großes persönliches Netzwerk ergeben.

„Ich hatte schon diverse Jobs als Ergotherapeutin in Berlin, daraus haben sich viele Kontakte ergeben. Ich unterrichte zum Beispiel Betriebsyoga im Kaspar-Hauser-Therapeutikum, wo ich vorher als Ergotherapeutin angestellt war.“

Im Pankower Studio Amalie sprang sie als Vertretung für einen befreundeten Yogalehrer ein – und die Stunde lief so gut, dass sie dort einen eigenen Kurs bekam.

Trägt sie als Lehrerin das volle Risiko, wenn zum Beispiel keiner zum Kurs kommt? Wie ein Studio die Kurse organisiert, ist unterschiedlich. Mal übernimmt das Studio Werbung und bezahlt dem Unterichtenden eine Pauschale, unabhängig von der Teilnehmerzahl.

Teilweise bauen sich Yogalehrende aber auch eigene Kurse in Studios auf. Dann sind sie komplett verantwortlich dafür, den Kurs zu bewerben und werden pro Teilnehmer bezahlt. Mehr Aufwand und Risiko, aber natürlich auch im besten Fall lukrativer als ein Pauschalbetrag pro Kurs.

Letzteres hat Milena für die Zukunft wieder fest geplant: Schließlich ist mit dem neuen Blog gleich ein gutes Marketinginstrument am Start.

 

www.boostyourom.com

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